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Von Mali zurück nach Mauretanien (gen Norden)

146 km Staub schlucken

In der Dunkelheit treffen wir im Grenzort Manankoro in Mali ein. Hier sind die Grenzer wiederum sehr freundlich und einer nimmt Uwe mit seinem knatternden Moped mit durch den Ort und versucht alle wichtigen Leute für Unterschriften und Stempel (Pass und Carnet) aufzutreiben. Fast alles klappt, nur die Polizei darf um diese Uhrzeit niemanden mehr einreisen lassen. Aber es ist kein Problem, am Polizeicheckpoint zu campieren und diese Formalitäten am nächsten morgen zu erledigen. In der Dunkelheit zu fahren wäre in Afrika und vor allem auf einer Piste sowieso nicht anzuraten. (07.03.1998 Samstag) Nach dem Frühstück erhalten wir den Einreisestempel und brechen langsam auf. Diesmal müssen wir uns über 146 km sehr unebene Piste quälen und brauchen gute 5 Stunden dafür. Zwischendurch dürfen wir ziemlich lang Dreck schlucken, da ein völlig überladener Kleinbus vor uns fährt und uns die schlechte Straße keine Möglichkeit zum überholen bietet. Nach zig Kilometern ist es uns zu bunt und Uwe nimmt alles Mut zusammen, heizt über Stock und Stein und ohne wirklich auf den Gegenverkehr erkennen zu können taucht er durch die Staubglocke. Endlich können wir wieder atmen, gerade weil es mir heute nicht so gut geht. Ich habe mir wohl Zug geholt und heute mächtige Kopf-, Zahn- und Gliederschmerzen. Kurz vor Bougouni treffen wir bei einem Polizeicheck auf die Asphaltstraße. 

 

Einkehr in Bamako

Jetzt wird es wieder ruhiger, das Auto schaukelt nicht mehr so wie ein Wüstenschiff und ich nutze die Gelegenheit mich im Bett ein wenig auszuspannen und zu regenerieren. Um 15.30 Uhr wache ich auf und wir sind schon an der Stadtgrenze von Bamako. Wir stellen den Wagen wieder bei der Libanesischen Mission ab. Diesmal ist sogar der Hinterhof, wo damals noch die tote Ziege lag, mit Wagen und Zelten belegt. Wir gehen direkt zum Shoppen, stärken uns bei Ali Baba und besorgen noch Campinggas und Schnitzereien für unsere Mütter. Dabei lernen wir einen Nigerianer namens John, der sehr gut Englisch spricht kennen. Wir verstehen uns direkt sehr gut und tauschen unsere Adressen aus. Wir laden John am Abend noch zum Kaffee ein, werden aber sofort vom Patron der Mission gerügt: "No visitors after six o‘clock". Wie gehöhnt freundlich und nett und so verabschieden wir uns recht früh und begeben uns dann geschafft vom Tag und gepiesackt von den Unmengen an Mücken ins Bett. 

 

Wellenreiten

(08.03.1998 Sonntag) Weiter geht's Richtung Norden. Ich bringe uns fast noch einmal in Schwierigkeiten, als ich unerlaubterweise links abbiege. Da steht hinter der Kreuzung doch tatsächlich ein Polizist!!! Er motzt und schimpft in Französisch und wir verstehen kein Wort. Er kontrolliert unsere Papiere und plötzlich ist er total freundlich, hilfsbereit und ohne uns eine Strafe zu verpassen können wir weiter fahren. Wieso und warum können wir uns nicht denken. Wunder passieren halt immer wieder, auch in Afrika. Wir bleiben immer auf der Hauptstraße und erwarten schon voller Angst den Polizeicheck nach Kati. Doch diesmal sieht es hier total anders aus, obwohl die GPS-Koordinaten fast identisch sind. Auch hier werden wir heute sehr freundlich und zuvorkommend behandelt und starten durch. Liegt die Freundlichkeit an uns als Deutsche oder nur daran dass heute einfach nur Sonntag ist. Egal, für uns geht es nun über Lateritpiste Richtung Mauretanien. Hier merkt man wie ermüdend und stressig 300 km extremes Wellblech sein kann. Fährt man langsam, so taucht man in jedes Loch ein, es geht hoch und runter und es fehlt nicht viel zum Seekrank werden. Fährt man schnell, so ist es zwar besser, aber zuerst muss man auf das richtige Tempo kommen. Bis dahin hat man das Gefühl, dass es einem das Auto zerreißt. Das hohe Tempo hat wieder den Nachteil, dass man dabei mit dem Wagen auf den Wellenbergen schwimmt und kaum noch Kontrolle über das Auto hat. Dieser Effekt ist besonders in Kurven oder bei plötzlich auftauchenden Hindernissen sehr gefährlich. Wir versuchen ein gutes mittel zu wählen, mal langsam, mal schnell. Die Vegetation wird immer spärlicher und am Abend suchen wir uns einen Nachtplatz hinter mehreren Büschen. Und was für ein Zufall in dieser Einöde, ich entdecke ein spärlich zugescharrtes Loch mit relativ frischen Büchsen und deutschem Industriemüll. Hunderte von Quadratkilometern freie Wildbahn und wir Touristen suchen uns das gleiche Nachtcamp aus, was kurz zuvor andere genutzt haben. Diesen Abend besteht uns noch eine Aufregung bevor. In der Dämmerung hält ein mit Menschen voll beladener LKW mit quietschenden Bremsen direkt vor uns auf der Straße. Es ist doch unmöglich uns zu sehen - oder? Schnell machen wir alle Lichter aus und verhalten uns ruhig. Leider können wir nichts wahrnehmen, aber es scheint so das die Stimmen nicht näher kommen. Was mögen die da machen? - Haben die ein Problem mit dem LKW? - Diesen Abend haben wir keine Lust auf diese Begegnung und hoffen das sie weiterfahren. Nach gut einer halben Stunde sitzen alle wieder auf und verschwinden, ohne uns gesehen zu haben. Im Nachhinein denken wir uns, dass sie wahrscheinlich nur zum Gebet angehalten. (09.03.1998 Montag) Räumen alles kritischen Sachen, wie Laptop, Kassetten und Fotoapparate in sicher Verstecke. Wir brauchen noch 2 Stunden bis Nara. Um nicht die ganze Zeit jedes Hoch und Tief mitzunehmen wähle ich häufig die Sandpiste neben der Straße. Dabei muss man immer mit gut Speed fahren, um nicht im Sand stecken zu bleiben. Hier in der Gegend wird die Landschaft von eigenartigen knorrigen Gewächsen dominiert. Leider stand mir eines knorriger Gebüsche im Weg, welches in einer Linkskurve unseren Spiegel zerdepperte. Aus der Entfernung sah es gar nicht so stabil aus, ab trotz des sehr geringen Gewichtes ist es total stabil. Hoffentlich ist der zerbrochene Spiegel kein schlechtes Omen. Die Polizisten am Ortseingang von Nara winken uns durch, 300 m auf dem total überfüllten Marktplatz fährt uns ein Eselkarren eine Schramme in die Schiebetür. Sollte hiermit unser Pech beginnen. Ansonsten kommen wir gut durch biegen links ab und gelangen etwa 500 m hinter dem Ortsausgang eine weitere Kontrolle. Dort erfahren wir, dass wir zuerst den Ausreisestempel am Ortseingang benötigen. Also wieder komplett durch den Ort zum Ortseingang, wo wir sehr viel Überredungskunst und noch mehr Geduld benötigen um alle nötigen Stempel und Unterschriften zu erhalten. Nach der dritten Ortsdurchfahrt gibt es keine weiteren Probleme. Etwa 8 Kilometer, kurz hinter dem ersten Ort, fahren wir uns nach langer Zeit wieder mal in einem Sandfeld fest. Mit Sandblechen und Schaufeln haben wir uns schnell wieder frei. Kurze Zeit später meine ich: „Man ist der Boden hier tief, Uwe schau mal wie tief wir in den Sand einsinken“. Uwe schaut aus dem Fenster und meint erstaunt: „Der Boden ist total fest und die Reifen sinken nicht einmal einen Millimeter ein“. Wir sind total verdutzt: „Warum zieht der Wagen nicht mehr?“ Da sich dieses Handikap aber bald wieder legt, denken wir nicht weiter nach. 

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